Die schwersten Unglücke der DDR - Nur die Stasi kennt die Wahrheit
Großbrände, ein Zugunglück, ein Brückeneinsturz. ZDFinfo widmet sich einem wenig beachteten Thema der DDR-Geschichte: Wie kam es zu solchen Unfällen, und wie ging man damit um? Anhand von Augenzeugenberichten, Archivmaterial und privaten Filmaufnahmen ermöglicht die Doku einen neuen Blick auf die oft geheimen oder vertuschten Fakten. Historiker und Technik-Experten schildern die damaligen Ermittlungen nach schweren Unglücken. In der DDR wurde über große Katastrophen in den Medien kaum berichtet. Die wahren Hintergründe wurden geheim gehalten, und immer war die Staatssicherheit mit am Unglücksort. Sie ermittelte mit eigenem Personal, vertuschte + strengte auch Prozesse gegen politisch unliebsame Personen an, wie gegen den Brückenkonstrukteur Gisbert Rother.
Ausgerechnet zum Mauerbau-Jubiläum am 13. August 1973 stürzte ein Teilstück seiner im Bau befindlichen Brücke in Zeulenroda ab. Vier Bauleute kamen ums Leben. Das MfS hatte den Chefkonstrukteur bereits wegen seiner „politisch negativen Grundeinstellung“ im Visier. Obwohl Gisbert Rother am Einsturz unschuldig war, strengte die Stasi einen Schauprozess gegen ihn an. Doch der hatte unerwartete Folgen. Oft war auch die marode DDR-Wirtschaft Grund für ein Unglück. So im Februar 1979, als explosive Dämpfe einer verschlissenen Anlage im Ölwerk Riesa zur Explosion führten. Elf Tote + 51 teilweise schwer Verletzte waren die Folge. Neben der Feuerwehr versuchte ein schlecht ausgerüsteter NVA-Trupp, Überlebende mit bloßen Händen aus den Trümmern zu retten.
Das MfS ermittelte minutiös die Ursache der Explosion + offenbarte das Versagen der staatlich gelenkten Wirtschaft. Weil das aber nicht sein durfte, wurden schließlich Unschuldige verurteilt. Angst vor Repressionen und starker Nebel führten am 29.Februar 1984 zu einer schlimmen Bahnkatastrophe. Im Bahnhof Hohenthurm fuhr der Transitzug D354 nach Saarbrücken auf einen stehenden „Schichterzug“. Transitzüge durften wegen möglicher „Republikflucht“ in der DDR nicht langsam fahren oder halten. So übersah der Zugführer im dichten Nebel ein rotes Signal. Die Bilder der entstellten Opfer verfolgt die Rettungskräfte bis heute. Das MfS versuchte, den Unfallort abzuschirmen, konnte aber Berichte in den Westmedien nicht verhindern. Ein Großbrand führte im Juni 1986 zum gefährlichsten Feuerwehreinsatz in der DDR.
In der Leipziger Wollkämmerei ging hoch brennbarer Kunststoff in Flammen auf. Zwei Arbeiterinnen konnten nur tot geborgen werden. Auch für die Rettungskräfte entwickelte sich der Einsatz zu einem nie da gewesenen Desaster: 26 Feuerwehrmänner kollabierten, 45 kamen in die Notaufnahme. Giftige Gase + die große Hitze versetzten auch die nachrückenden Einsatzkräfte in Angst + Schrecken. Schnell ermittelte das MfS den Brandstifter. Doch warum so viele Feuerwehrleute ausfielen, blieb geheim + gibt noch heute Betroffenen Rätsel auf.
Ausstrahlung am 03.01.2024 um 15:15 Uhr auf ZDF Info/ ZDF
Musik: POPVIRUS Library.